Freitag, 15. Juni 2012

Abschluss und Prüfungen


So, es ist rum das Semester. Vergangenes Wochenende haben wir unsere Prüfungen geschrieben und am Mittwochabend war dann Zeugnisübergabe mit einem Abschlussdinner. Die Prüfungen liefen erwartungsgemäß gut und haben dann auch ein entsprechend schönes Zeugnis hervorgebracht.

Somit geht jetzt ein sehr interessantes Semester hier in China zu Ende. Es bleibt der Eindruck, dass sich hier in den letzten 20 Jahren viel getan hat. Hochhäuser schießen wie Pilze aus dem Boden und manche werden schon wieder abgerissen. Hier wird nicht mal ein Wolkenkratzer hingestellt, sondern ganze Stadtteile. Dafür werden aber auch alte Stadtteile die „im Weg“ stehen einfach dem Erdboden gleich gemacht. Der Staub ist noch nicht verzogen da stehen schon die ersten Brückenpfeiler zwischen dem Schutt. Ein irrsinniges Tempo, dass aber auch seine Opfer fordert. Wie lange die Chinesen da alles so mitmachen bleibt abzuwarten. Die Innenstädte sind meist recht neu oder restauriert, wenn man aber in den Randbezirken unterwegs ist, ist es meist verslumt. In den Reiseführern heißt das dann bisweilen Hutong, aber was es da zu romantisieren gibt hab ich bisher noch nicht verstanden.

Bisher scheint es so als würden die Chinesen das so mitmachen. Viele profitieren in kleinem Maße davon. Statt jetzt jeden Tag ums Essen zu kämpfen stehe se an einer Rolltreppe in einem Supermarkt und warnen die Kundschaft davor am Ende der Rolltreppe doch bitte das selbstständige Laufen wieder aufzunehmen. Ist ja ganz nett, aber sobald der Erfolg nicht mehr auf Basis des Wachstums Einzug erhält, man sich stattdessen im Konkurrenzkampf wiederfindet ist der Job weg... Die Arbeitslosenquote unter graduierten Studenten beträgt 25%, die Einstiegsgehälter sind niedrig. Auch nach Jahren verdienen sie wesentlich schlechter als Facharbeiter oder auch gar nicht Ausgebildete. Gleichzeitig hat China aber den Anspruch an sich, sich von der Werkstatt des Westens zu einer innovativen Nation zu entwickeln. Naja, und das sind ja nur banale Einzelpunkte.

Wenn man mit den Studenten hier redet, dann merken die auch, dass es so nicht geht. Nach der Schule machen se ein Zugangsprüfung für die Uni, den Gao Kao, und danach fällt dass Niveau so weit herab, das se nicht das Gefühl haben, dass ihnen das Studium etwas bringt. Und wenn die Kommilitonen dann nach dem Studium feststellen, dass sie keinen Job mit einem vernünftigen Einkommen ergattern, die Familie überschuldet ist und Freunde/Bekannte, die nicht studiert haben, deutlich mehr haben dann schürt das natürlich die Unzufriedenheit. Zumal China ja gern propagiert, dass es hochqualifizierte Kräfte braucht um ein innovatives Land zu werden und sich vom Dasein als verlängerte Werkbank zu lösen. Was auch notwendig ist. Mittlerweile sind andere Länder preiswerter und werden teilweise ja auch genutzt, Textilfabriken in Bangladesch oder Vietnam z.B.

Naja, es hat sich schon viel getan hier, es tut sich gerade viel, aber es bleibt auch noch viel zu tun. Einkommen, Absicherung, Infrastruktur, Bildung, Menschenrechte. Mal abwarten wie sich das hier noch entwickelt. Es bleibt spannend…

Es war auf jeden Fall ein sehr spannendes und interessantes Semester. In ein paar Jahren geht es auf jeden Fall wieder mal nach China um zu schauen wie es denn weitergegangen ist.

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