Der Lao Shan Campus liegt etwas außerhalb am gleichnamigen Gebirge und ist das letzte Meisterwerk der Uni. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Anlage ist riesig, supermodern und sieht dabei auch noch gut aus. Nicht so eine rein funktionelle Geschichte, sondern eine zum wohlfühlen. Hier gibt’s natürlich alles was eine Uni braucht, Laboratorien, Vorlesungsräume etc., aber die Art wie es hier angelegt wird ist schon beeindruckend. Die Bibliothek macht eher den Eindruck eines Luxushotels, soviel Marmor wurde hier verbaut, so groß ist allein das Entrée. Hier wird Wissen nicht nur vermittelt, hier präsentiert sich die Hochschule auch als das was sie ist, bzw. welche Position sie in der Hierarchie in China hat. Nämlich die drittbeste, nach Peking und Shanghai. Darauf ist man sehr stolz hier und es wird auch bei vielen Gelegenheiten von Professoren und Studenten gesagt, dass sie im Overall-Ranking entsprechend gut platziert ist. Doch bei allem wurde dann doch an anderen Stellen gespart oder man hat es als nicht so wichtig erachtet. So haben die Studenten in ihren Wohnheimen nur kleine Sechsbett-Zimmer und noch dazu ohne Schränke und ohne warmes Wasser. Das bedingt natürlich einen Mangel an Privatsphäre und ungestörtes, ablenkungsfreies lernen ist auch kaum möglich. Was insbesondere, da viele der Studenten hier unter großem Druck stehen, doch sehr wichtig wäre. Die meisten Studenten hier kommen aus eher ärmlichen Familien und haben als erste die Chance erhalten eine Universität zu besuchen, noch dazu eben eine die zu den besten des Landes gehört. Bei denen legt die ganze Familie zusammen um ihnen das Studium zu finanzieren und mit ganzer Familie sind hier Eltern, Geschwister, Großeltern etc. gemeint. Es wird berichtet, dass sich am Tag der Zulassung, Dramen am Sekretariat abspielen. Da liegen sich Familien weinend in den Armen, sei es aufgrund der erfolgreichen Zulassung oder eben der gescheiterten. Um so besser wäre es natürlich wenn die Studenten dann ungestört studieren könnten. Eine weitere Schwierigkeit ist wohl die Sprache. Es ist wohl in der Tat so, dass sich viele Sachverhalte in chinesisch gar nicht präzise darstellen lassen, weshalb die meisten Studenten in einen auf Englisch abgehaltenen Studiengang wechseln, sobald sich ihnen die Möglichkeit gibt. Aber da der nicht überall angeboten wird, verbringen die Kommilitonen viel Zeit damit Erkenntnisse soweit zu umschreiben bis es einigermaßen deutlich wird. In Summe also wieder ein sehr interessanter und auch unterhaltsamer Nachmittag der vieles verdeutlicht hat und auch gezeigt hat, dass die Chinesen sehr begierig sind zu erfahren wie es bei uns zu geht und sehr gerne mal nach Europa kommen würden, wenn sich denn die Möglichkeit ergibt.
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